Kastanientorte aus Graubünden – der Klassiker aus dem Bergell – traditionell gebacken, von mir mit Maroni-Sahne aufgerüscht.
Diese Kastanientorte ist eine der bekanntesten Spezialitäten aus dem südwestlichen Zipfel Graubündens, aus dem bezaubernd schönen Bergell oder Val Bregaglia. Seit ich im Oktober durch Graubünden reisen und durch verwunschene Kastanienwälder streifen durfte, bin ich ein großer Maroni Fan.
Oberhalb von Castasegna befindet sich einer der größten und schönsten Kastanienwälder Europas, in dem auch heute noch die Kastanien zum großen Teil geerntet werden, wie man es vor Hunderten von Jahren machte. Und dort backt man seit ewigen Zeiten ganz fantastische Kastanientorten. Obwohl jede Familie ihr eigenes Rezept hat, ähneln sie sich doch: Sie sind supersaftig, ganz einfach zu backen und von einer rauhen, schlichten Schönheit, ohne Gedöns. Was sie so lecker macht; die Füllung besteht zum großen Teil aus Vermicelles, dem süßen Schweizer Maroni-Püree.
Rezept Varianten gefällig?
Weitere Bündner Kastanientorten findet ihr bei unseren Schweizer Bloggerfreunden Mags frisch und Princess
Kastanientorte aus Graubünden
In der Panetteria Pasticceria Gonzalez in Vicosoprano durfte ich mit ein paar Bloggern diese kleinen Kastanientorten backen. Obwohl wir nicht alle Geheimnisse der Füllung erzählt bekamen, habe ich doch ein wirklich sehr ähnlich schmeckendes Törtchen hinbekommen. Meins ist das große oben rechts und gebacken wurde es frei nach diesem Rezept: Kastanientorte Val Bregaglia
Die Kastanientorten, die ja eigentlich eher Kuchen sind, kommen ganz schlicht daher und haben es in sich. Ein kleines Stück genügt und man ist mitten im Kastanienhimmel. Weil ich es gern cremig und sahnig mag, habe ich noch ein Topping aus Maroni-Sahne hinzugefügt. Diese Extravaganz ist auf meinem Mist gewachsen und nicht typisch Graubünden. Könnte es aber werden, oder?
Blätterrauschen im Kastanienwald
Cascina nennen die Bauern des Bergell ihre Häuschen, von denen unzählige im Kastanienwald stehen. In ihnen werden die Kastanien, getrocknet, geräuchert, weiterverarbeitet, nachdem sie von allein reif vom Baum gefallen sind. Dieser Ort ist verwunschen, ganz still und einfach bezaubernd. Mehr über dieses Fleckchen erzähle ich demnächst in meinem Reisebericht über unsere Tour durch Graubünden im Oktober.
Maroni Begegnungen
Seht ihr diese riesige Kastanie? Ein Bauer schätzte sie für uns auf 500 Jahre.
Weil wir den Kastanien im Bergell so nahe gekommen sind – hier gibt es unglaublich viele Kastanienprodukte – sind sie die Hauptdarsteller in meinem neuen Beitrag über saisonale Genüsse.
Saisonal schmeckt’s besser!
Heute gibt es wieder eine neue Runde Saisonal schmeckt’s besser! Mit allen Schätzen die gerade Saison haben. Im November als Kandidaten dabei:
Brunnenkresse, Butterpilze, Chicorée, Chinakohl, Endivie, Feldsalat, Fenchel, Grünkohl, Haselnüsse, Karotten, Knollensellerie, Kürbis, Lauch, Maronen (Esskastanien), Meerrettich, Pak Choi, Pastinaken, Petersilienwurzeln, Pfifferlinge, Portulak, Radicchio, Rosenkohl, Rote Bete, Rotkohl, Schwarzwurzeln, Spinat, Steckrüben, Steinpilze, Stockschwämmchen, Topinambur, Walnüsse, Weißkohl, Wirsing, Zuckerhut.
Alle Rezepte der teilnehmenden Blogs findet ihr wie immer am Ende dieses Beitrags verlinkt. Ich liebe diese Runde sehr, denn wir alle wissen: Saisonal schmeckt’s besser!
Vermicelles – Süßes Maroni-Püree
Kennt ihr das Schweizer Dessert Vermicelles? Maronen, oder Marroni, wie man in der Schweiz sagt, werden erst in Milch gekocht und anschließend durch eine spezielle Presse zu Spaghetti artigen Würmchen in Dessertschälchen gepresst. Das Püree Vermicelles kann man in der Schweiz überall fertig kaufen, aber noch viel leckerer schmeckt es natürlich, wenn man es selbst macht. Aus vakuumierten Kastanien geht das auch ganz einfach und fix.
Tipps und Tricks für die Backform
Die Kastanientorten werden im Bergell in unterschiedlich kleinen oder großen, aber stets flachen Tarte- oder Backringen gebacken. Weil ich aber so etwas nicht besitze, habe ich mir einen kleinen Trick ausgedacht. Da ich viele Push Pans besitze, habe ich diese etwas angepasst. Sie eigenen sich hervorragend, obwohl der Rand eigentlich viel zu hoch ist (der Rand einer Springform ist ebenfalls zu hoch).
Wenn man aber unter den Boden der Push Pan eine kleine Backform stellt, wird der Boden der benötigten Form ja “hochgepusht”, sodass man einen idealen Rand von etwa 4 Zentimetern erhält. Nachdem man diese Konstruktion auf ein Backblech bugsiert hat, lässt sich der Kastanienkuchen so backen, dass er genau so aussieht wie in Graubünden.
Kastanientorte aus Graubünden
Zutaten
Vermicelles – Maroni-Püree
250 g vakuumierte Maronen
110 ml Milch
40 g Zucker
1 Tl Vanilleextrakt
optional 1 großer El Kirschwasser
Kastanientorte
für eine Backform von 22-24 cm
Mürbeiteig
250 g Mehl
120 g Butter, gewürfelt
50 g Zucker
1 Ei Gr L
2 Prisen Salz
Butter für die Form
Füllung
175 g Maroni
3 Eier Gr L, getrennt
170 g weiche Butter
150 g Zucker
1 Tl Vanilleextrakt
2 El Mehl
200 g Vermicelles, aus obiger Herstellung
Maroni-Sahne
100 g Sahne, steif geschlagen
90 g Mascarpone
100 ml Vermicelles, aus obiger Herstellung
Zubereitung
Für die Vermicelles
Die Maronen mit Milch und Zucker 10 Minuten kochen (im Thermomix 15 Min/100°C/Stufe 1).
Vanilleextrakt und Kirsch zugeben, danach im Blitzhacker, oder mit einem Stabmixer fein pürieren (im Thermomix 3 Mal 30 Sek./Stufe 10, zwischendurch herunterschieben).
Sollte das Püree zu dick sein – es muss sich einfach spritzen lassen – noch etwas Milch einrühren.
Püree vollständig abkühlen lassen. Vermicelles für die Maroni-Sahne sollte ganz fein sein und daher besser durch ein Sieb passiert werden.
Für den Mürbeteig
Mehl, Butter, Zucker, Ei und Salz rasch zu einem glatten Teig verkneten (im Thermomix 10 Sek/Stufe 10). Teig verschlossen für mindestens 1 Stunde Kühl stellen.
Backofen auf 175°C Ober/Unterhitze vorheizen.
Anschließend den Teig sehr gleichmäßig so groß ausrollen, dass er Boden und Rand der Form bedeckt. Das geht ganz fantastisch mit einem Holz mit Abstandhaltern: Einstellbares Nudelholz
Den Teig in die ( ev. wie unter Tipps und Tricks präparierte Tarte/Push Pan/Form bugsieren. Vorsichtig in Form drücken und mit einem Spatel oder Messer mit raschen Bewegungen den Rand abschneiden.
Für die Füllung
die Maroni hacken, anschließend das Eiweiß nicht ganz trocken aufschlagen, beiseite stellen. Butter mit Zucker weiß aufschlagen, dann ein Eigelb nach dem anderen hinzufügen. Vanille, Mehl und Maroni und Vermicelles untermixen, anschließend die gehackten Maroni.
Die Füllung gleichmäßig bis zum oberen rand in den Mürbeteigrand füllen. Die Kastanientorte ca. 35 Minuten backen, bis die Füllung gestockt ist und die Oberfläche gleichmäßig gebräunt. Anschließend kühlt die Torte ab.
Jetzt ist die Kastanientorte fertig und so, wie sie im Bergell, im süd-westlichen Zipfel von Graubünden verkauft wird.
Da ich aber gern noch etwas Sahniges auf allen Kuchen mag, habe ich mir die Maroni-Sahne dazugedacht, die ganz fantastisch schmeckt.
Dafür Mascarpone und Vermicelles mischen, 1/3 geschlagene Sahne unterheben, anschließend die restliche sahne unterheben. Ab in nen Spritzbeutel und fix etwas nach Lust und Laune gespritzt. Ich hatte diese Tülle: Rosettentülle
Fertig ist der super einfache saisonale Herbst-Winterkuchen aus dem wunderschönen Bergell, oder Val Bregaglia in Graubünden.
Saisonal schmeckt’s besser! Der Foodblogger-Saisonkalender
Und so brutzelt, knuspert, oder kocht es in anderen Küchen saisonal:
Nom Noms food Pasta mit Rote-Bete-Ziegenkäse-Sauce, karamellisierten Walnüssen und Feldsalat
Möhreneck Cannelloni mit Wirsing
Ina Is(s)tChinesischer Kung Pao Rosenkohl mit Sesam
Lebkuchennest Rotkohlrisotto mit Rotkohlchips
Jankes*Soulfood Südafrikanisches Chakalaka
Madam Rote Rübe Verführerischer Ananas-Sauerkrautsalat mit Mais in Ingwer-Sahne-Dressing
Zimtkeks und Apfeltarte Dinkel-Walnuss-Brötchen mit Maronen-Apfel-Aufstrich
Küchenlatein Zuckermais-Polenta mit Auberginensauce
trickytine Riesen Pfannen Cookie mit Maronen und Schokolade – Giant Cookie Love!
Brotwein Steinpilzrisotto
Dinner um Acht Spaghetti in Zwiebel-Sherry Sahne mit ofengeröstetem Rosenkohl
Feed me up before you go-go Gefüllter Kürbis aus dem Ofen mit Rosenkohl, Apfel und Pestokruste
Obers trifft Sahne Pasta mit Petersilienwurzel und Walnusspesto
feinesgemuese Sellerie-Suppe mit Butternusskürbis
Ye Olde KitchenMaronenkässpätzle mit Röstzwiebeln
Delicious Stories Gnocchi Auflauf mit Rosenkohl & Champignons
moey’s kitchen Bunter Krautsalat mit Buttermilch-Zitronen-Dressing
Kochen mit Diana Ameisen auf dem Baum
Haut Gout Grünkohl und Rehwild
Macht es euch flauschig,
Simone
Zuletzt am 14. Juli 2020 aktualisiert.
6 Kommentare
Ulrike
Ich muss zum Maronisammeln nicht nach Graubünden, ein Besuch auf einem wunderschön gestalteten Friedhof bei mir um die Ecke tut es auch. Und die Mühe des Selbermachens lohnt …
28. November 2019 at 8:59Simone
Ich finde eine Reise nach Graubünden aus vielerlei Gründen interessant und freue mich jedes Mal, wenn ich meine gewohnten Ecken verlassen kann und über den kleinen Tellerrand in andere spannende Geschichten, Gegenden, Leben eintauche. Maronen gibt es auch bei uns im Hinterhof, aber wenn ich da immer bleiben würde……
28. November 2019 at 9:47Schöne Grüße ins schöne Kiel, Simone
Sylvia von Brotwein
Maronikuchen stehen schon lange auf meiner Liste. Es wird Zeit, dass ich sie in Angriff nehme! Lieben Gruß Sylvia
4. Dezember 2019 at 23:35Thomas
Liebe Simone,
danke für Dein Rezept. Ich werde es die Tage ausprobieren.
Welche Temperatur empfiehlst Du während der ca. 35 Minuten im Ofen?
Wahrscheinlich Umluft, oder?
Herzlichen Dank und viele Grüße
13. Dezember 2021 at 18:38Thomas
Simone
Lieber Thomas, ganz wie im Beitrag beschrieben: “Backofen auf 175°C Ober/Unterhitze vorheizen”. Ich backe nie bei Umluft.
13. Dezember 2021 at 19:17Liebe Grüße, Simone
Thomas
Liebe Simone,
oh je, da war ich wohl schon gedanklich zu sehr bei der leckeren Torte 😉
Danke für Deine schnelle Antwort.
Liebe Grüße
14. Dezember 2021 at 9:18Thomas