Niendorf an der Ostsee – Ostseeliebe, Strand, Essen, Wohnen – Tipps für den Ostseeurlaub, Hafenromantik und Radfahren am Brodtener Ufer
Niendorf – der verschlafene kleine Ort hat die Ruhe weg und das ist gut so!
Das unaufgeregte Niendorf ist zwar ein Ortsteil der Gemeinde Timmendorfer Strand, dennoch liegen Welten zwischen dem Flair, dem Angebot, der Liebenswürdigkeit und dem Publikum beider Zentren.
Niendorf ist Hafen, Strand, Meeresbrise, Seegras, Fischbrötchen, Ostseeromantik. Fahrrad fahren, am Strand spazieren gehen, einatmen, ausatmen, wohlfühlen.
Warum ausgerechnet Niendorf an der Ostsee?
Weil es so liebenswert ist!
Sucht man in Niendorf das, was einen Ort auf den ersten Blick ausmacht und findet eigentlich erstmal nur den Hafen. Der ist ziemlich klein, aber auch ziemlich schön.
Dieser knuddelige kleine Hafen ist dann auch das eigentliche Zentrum von Niendorf. Weil er so schön ist und, vielleicht auch, weil Niendorf keine Einkaufsstraßen hat, aber dazu komme ich später.
Bummelt man weiter, fällt auf, dass es in Niendorf eine Strandpromenade gibt, an der keine Autos fahren. Das ist nicht selbstverständlich – in Haffkrug und Sierksdorf haben frühere Städteplaner da mal nicht aufgepasst und der Dauerverkehr stört ständig.
Bummelt man in Niendorf noch weiter, entdeckt man, dass es nicht nur den “spießerdeutschen kurtaxenpflichtigen Strandkorbstrand” gibt, sondern auch den Niendorfer Freistrand, an dem man sein Handtuch und mehr tatsächlich dorthin legen kann, wo man möchte.
Normal? Nicht an der Ostsee.
Und die Leute so? Die-Niendorf-an-der-Ostsee-Urlauber sind wunderbar unaufgeregt. Von ganz jung bis ganz alt ist alles dabei. Keine Hipster, die sind an der Ostsee auch selten. Man ist “normal” und das im allerbesten Sinne.
Ist Timmendorf nun vielleicht schicker, hipper, oder so?
Niendorf vs Timmendorfer Strand
Timmendorfer Strand kann seinem Ruf bereits nach wenigen Augenblicken gerecht werden – protzige Autos, die am Sonntag Nachmittag mal so einfach mit laufendem Motor in der Fußgängerzone stehen, aufgebrezelte “Damen”, die mit etwas zu schriller Stimme unüberhörbar sind, uniforme Steppjackenträger (Frühling/Herbst/Winter) und Karoshortsträger (Sommer) barfuß in Slippern lassen uns meist schnell die Flucht ergreifen. Wir sind immer mit dem Rad da und können dann ohne im Stau zu stehen auch ganz fix wieder weg sein..
Timmendorf ist lauter, Niendorf leiser. Timmendorf ist gerne mal teuer – Niendorf eher normal. Das sind keine Vorurteile, sondern Jahr für Jahr immer wieder meine ersten Eindrücke.
Timmendorf hat seinen Ruf etwas Besonderes zu sein in den frühen 70ern begründet. Wer Rang und Namen hatte, viel oder wenig berühmt war, fuhr an den Timmendorfer Strand. Übers Wochenende, selten für einen langen Urlaub. Das hielt sich so lange, bis dann jeder kam und dann auch ein bisschen wichtig wurde, weil er hier jetzt Urlaub machte.
Einfach entspannt das Meer genießen?
Das Ergebnis haben wir heute: Timmendorf ist nicht nur zumeist teurer, sondern oft überteuert – das gilt ganz besonders für die Restaurants. Ob die Läden teuer sind? Keine Ahnung, ich kann mit immer denselben maritim-lässigen Urlaubsortmoden so wenig anfangen und es gibt eigentlich fast überall dasselbe. Eine Ausnahme gibt es, ein Geschäft, bei dem mein Herz überquillt, aber davon später.
In Timmendorf ist man wer, oder möchte wer sein. Und das hört man und sieht man einfach zu oft. Hip ist es hier nun wirklich nicht, eher total das Gegenteil. Das natürlich von mir ganz krass überzogen und rein subjektiv, versteht sich.
So sorry, ihr so sympathischen Ur-Timmendorfer und ihr so nicen, liebenswerten Timmendorf Touristen, euch gibt es selbstverständlich auch. Nur sieht man euch erst auf den zweiten Blick. Wahrscheinlich, weil schon wieder drei röhrende SUVs im Nachmittagsstau den Blick vernebeln.
In Niendorf hingegen findet man einen Querschnitt der Bevölkerung, Beachvolleyballspieler, lustiges Völkchen am Strand mit der einen oder anderen Buddel Bier in der Hand, junge Familien, ältere E-Biker Fahrer. Also eigentlich eine bunte Mischung, die Sport, Spaß, oder Entspannung an der See sucht. So wie wir.
Wobei wir aber meist auch noch sehr hungrig sind und der Gatte stets hofft, dass es mit mir nicht wieder so schwierig wird und dass es nicht so lange dauern möge, bis mir endlich eine Location gefällt, wo er doch bereits so einen Hunger hat und der Durst noch größer ist.
Essen & Trinken – Frust & Genuss
Bin ich besonders picky, wenn es ums Essen im Urlaub und im allgemeinen geht? Ja klar. Ich blogge ja nicht aus Versehen über Kulinarik. Es muss aber im Urlaub nicht Sterneküche und selten Fine Dining sein. Gut gemachte, bodenständige Regionalküche erfreut Herz und Bauch aufs beste.
Lieber ein ehrliches, einfach gebratenes Stück Fisch auf dem Teller, fangfrisch und handwerklich ordentlich zubereitet, als überteuerte Schnickschnackküche. Die ist in Urlaubsorten gern zu finden. Sie gibt sich dort modern, ist in Städten wie Hamburg aber längs ein alter Hut.
Lange Rede, gar kein Sinn: Gebt mir ordentliche Calamari beim Griechen, ein gut gebratenes Stück Fisch im Fischrestaurant, es muss nicht glasig sein, aber bitte nicht trocken und ich bin schon sehr zufrieden.
So ein Mist, dass das meist nicht geklappt hat. Das Essen in Niendorf ist nicht nur oft einfallslos sondern meist lieblos gemacht. Selbst in einem “guten” Fischlokal mit J am Anfang stand mein Fisch so lange unter der Wärmelampe, dass die Senfsauce Runzeln bekam. Die griechischen Calamari waren böse frittiert, der Salat dort einfach mal statt mit Olivenöl mit einem weißen Dressing angemacht und die Fleischberge auf den Nachbartellern so immens vollgeladen, dass fast immer die Hälfte liegen blieb. Wer so mit Fleisch umgeht, ist bei mir für immer durch.
Weitere Tiefpunkte erspare ich hier – es gibt ja auch die großartigen Ausnahmen!
Die beste Bude, die beste Location mit der besten Aussicht, tolle Fischbrötchen und norddeutscher, handgerösteter Kaffee – bitte sehr!
Essen & Trinken – meine Tipps
Ich ziehe ja ein Fischbrötchen, wenn es so gut gemacht ist, wie diese hier allemal einem durchschnittlichen Restaurantessen vor.😆
Gute, frische Zutaten und Liebe bei der Zubereitung sind uns eben wichtig und daher gab es hier an der Ostsee ganz oft Fischbrötchen, statt Restaurantessen.
Diese zauberhaften Brötchen mit Matjes und Krabben von HAUSWALDS FISCH-BAR beglücken und am Service können sich 95% aller Fischbrötchenbeleger andernorts ordentlich was abgucken:
Die Brötchen werden vor dem Gast frisch belegt und man kann sich die Art des Brötchens aussuchen. Man kann bei einigen Sorten sogar die Sauce wählen. Es gibt überhaupt Sauce, das ist nicht selbstverständlich.
Die Brötchen sind knackig bis frisch aufgeröstet und der Fisch frisch wie eine Meeresbriese,
der Service immer freundlich – alles wunderbar!
Im Hafen 11 e
23669 Timmendorfer Strand/Niendorf
Rendezvous
Was ist besser im Rendezvous, das Essen, oder die Aussicht? Ganz klar ja! Direkt am Yachthafen gelegen bietet die Location bestes food with a view.
Mein Favorit ist das Muschel Pot au feu, aber auch alle anderen Gerichte haben immer überzeugt. Beste Location – unbedingt reservieren!
Bude 8
Die Bude 8 hat gleich zwei Besonderheiten: man kann hier mit Chance der Sonne beim Untergehen zuschauen und es gibt die beste Fischsuppe weit und breit. Irre lecker und üppigst mit Fisch gefüllt. Die Garnelen wären gar nicht nötig, der Fisch hat schon beglückt. Nehmt euch ne Prise Salz mit und ihr werdet kaum eine bessere Fischsuppe finden.
23669 Timmendorfer Strand/Niendorf
Ahoi Kaffeerösterei
Beachlife – spazieren, baden, liegen, Strandkorb?
Strandkorb, oder kein Strandkorb, das ist hier die Frage.
Wir sind die Fraktion “kein Strandkorb” und verliebt in den Niendorfer Freistrand und das aus gutem Grund.
Solange man sich im Rahmen bewegt, nichts vermüllt, oder sein Hauszelt aufbaut, kann man hier am relaxten Strand nämlich machen, was man möchte. Liegen wo man will, Burgen bauen, Sport treiben, Quatsch machen.
Gegen Strandkörbe an sich habe ich ja nichts, die sind so schön muckelig und ostseeatmosphärisch. Was ich nicht mag, ist das was ich “spießerdeutschen kurtaxenpflichtigen Strandkorbstrand” nenne.
Was man hier alles nicht darf hängt vom Betreiber und auch von der Gemeinde ab und man darf viel nicht.
Man darf keine Handtücher zwischen die stets ordentlich ausgerichteten Körbe legen, man darf keine Strandmuscheln aufbauen um Kleinkinder vor der Sonne zu schützen. Sich nicht 5 Minuten in einen Strandkorb hineinsetzen, auch wenn der Korb gerade offen und leer ist, ohne für den ganzen Tag zu zahlen. Lagern von Boards ist meist ebenso verboten, wie das Bauen von Strandburgen. Ich will ja gar keine Strandburg bauen, dass ich es aber nicht darf, ärgert mich schon.
Morgens ins Wasser, liegen wo und wie wir wollen und abends mit einer feinen Flasche Wein an den Strand und dem Himmel beim Verändern zuschauen geht am Freistrand viel freier und schöner. Von hier aus guckt man übrigens zum Timmendorfer Strand. Eine tolle Sicht und genau die richtige Entfernung ;D
Ausflüge – geliebtes Brodtener Ufer
Eigentlich reichen fast die Bilder – ich muss gar nicht sagen, wie schön es am Brodtener Ufer ist, oder?
Ganz besonders Mai/Juni, wenn der Raps blüht. Dann muss man sich ab und zu kneifen, um festzustellen, dass beim Radfahren, oder Wandern tatsächlich auf der einen Seite das Steilufer mit der Ostsee liegt und auf der anderen der Raps blüht.
Und nun? Spazieren, oder Radfahren?
Unbedingt beides!
Mit dem Rad kann man die postkartenschönen 8 Kilometer hin und zurück von Niendorf bis Travemünde ganz wunderbar abfahren und kann zwischendrin noch einen Abstecher in die Travemünder Altstadt machen.
Ihr habt Lust noch weiter zu fahren? Dann nehmt unbedingt die Priwall Fähre, die euch zum wunderschönen Priwall Strand bringt.
Zu Ferienzeiten ist auf dem 3 Kilometer langem Freistrand natürlich auch fix was los, zu anderen Zeiten kann man hier aber auch ganz alleine sein.
Zurück zum Brodtener Ufer. Der auch Brodtener Steilufer genannte Abschnitt ist ein ca. 4 km langer Küstenstreifen, entlang eines überwiegend aktivem Kliffs. Bedeutet: durch Abbruch frisst sich das Meer jedes Jahr durchschnittlich einen Meter in das Land hinein.
Wo einst noch kleine Häuser standen, sieht man heute nur noch Reste von Gärten. Das Freizeitheim auf den oberen Bildern steht hoffentlich noch einige Jahre – ewig wird es sich dort oben nicht halten.
Um das Brodtener Ufer auch von unten zu sehen, gibt es 2 Möglichkeiten. Ihr geht unten am Strand entlang bis Travemünde und oben zurück, dann sieht man alles. Oder ihr fahrt ein Stück mit dem Rad, stellt es dort ab und nehmt eine Treppe, die nach unten führt. Am besten macht ihr beides einmal, es wird dort nie langweilig.
Niendorf an der Ostsee – wo ich am liebsten wohne
Am Hafen natürlich. Und am Strand! In den richtigen Appartements geht beides. Wir haben am Grünen Weg gewohnt, direkt zwischen Hafen und Strand.
Dort gibt es Ferienwohnungen in Bestlage von einfach bis üppig, ersteres zu moderaten Preisen.
Gefunden haben wir unsere Unterkunft so, wie wir immer vorgehen, wenn wir ahnen, dass wir wiederkommen, beim nächstem mal aber noch besser, näher dran, oder was weiß ich wohnen möchten. Wir gehen die Wunschstraße/Gegend ab und fotografieren jedes Wunschhaus, an dem im Idealfall der Name steht. Wichtig ist, sich zu notieren, was an der Unterkunft besonders ist und wie gut sie genau liegt, das vergisst man sonst.
Anschließend wird gezielt nur dort angefragt, ob zum Wunschtermin etwas frei ist. Das hat bislang immer geklappt und in diesem Fall waren wir genau dort, wo es sich bestens aushalten lässt – ruhig und doch mittendrin.
Unten seht ihr unsere Unterkunft vom Strand und vom Hafen aus.
Shopping? Äh…..
Mein absoluter Shoppingtipp liegt gar nicht in Niendorf, sondern in Timmendorfer Strand. Das einzige Geschäft dort, welches fast ausnahmslos schöne, nützliche Dinge verkauft. Man findet es nicht sofort, weil sich in den Fußgängerzonen die Gedönsläden breit machen, in denen Seesterne auf Ständern verkauft werden und Kissen mit “Life is a Beach”.
Ich bin ganz happy geworden in einem Laden für schöne Küchendinge. Die waren so stilsicher ausgesucht, dass ich eigentlich fast alles hätte kaufen wollen. Eine nicht unerhebliche Menge dieser schönen Dinge habe ich bereits hier zu hause und verwende sich oft für meine Bilder und ein paar neue Schätzchen sind in diesem Urlaub neu dazu gekommen.
Mit Stil, Küchenwissen, Überzeugung und viel Sinn für Schönes ausgesucht und sympathisch und versiert verkauft wird Küchenkram, Gläser, Geschirr, Lampen, Messer & Co in der:
KOCHBAR
Poststr. 6
23669 Timmendorfer Strand
Und Shopping in Niendorf? Es gibt einen Seifenladen, einen für Speiseöle, ein Möbelgeschäft und eine Töpferei. Alles weit auseinander und für mich nicht so der Prickel. Dafür gibt es einen 1A Edeka und dort gibt es alles, was man zum Überleben braucht.
Niendorf ist nicht shoppen, Niendorf ist Hafen, Strand, Meeresbrise, Seegras, Fischbrötchen, Ostseeromantik. Fahrrad fahren, Am Strand spazierengehen, einatmen, ausatmen, wohlfühlen.
Vielleicht sehen wir uns dort ja einmal? Niendorf ist immer eine Reise wert, und wenn es nur ein paar Tage sind.
Mehr Meer?
Dann nichts wie los,
Simone
Zuletzt am 31. Dezember 2021 aktualisiert.
2 Kommentare
Anja Herkelmann
Hallo Simone, sehr informativer Post , wie immer mit tollen Fotos – danke dafür. Hab Manches wieder erkannt und – wie schon auf Instagram berichtet, bin ich genau deiner Meinung, was das Essengehen dort und überhaupt betrifft. Vielleicht fahren wir doch nochmal hin, denn es ist doch wirklich schön da ! Grüße von Anja
16. Juli 2021 at 12:59Heike
Hallo Simone, das war ein wunder Post über Niendorf. Wir waren nun schon zweimal dort und hatten jedes Mal eine tolle Zeit und ich habe all die Tipps von dir wiedererkannt;-) Ich kann Niendorf nur empfehlen und wahrscheinlich fahren wir nächstes Jahr wieder ins Seehuis. Vor allem auch die Sonnenuntergänge am Beach sind wirklich sehenswert!
16. Juli 2021 at 18:08